Wer nach den Spuren der oberbayerischen Fischerei sucht, der muss Geduld mitbringen. Denn nur spärlich sind die Hinweise auf ein organisiertes Handeln unserer Vorfahren, wenn es um den Fischfang in unserer Heimat geht.

Gründung des Verbands zum 07. Mai 1905

Als sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Fischereivereine gründeten, war das Angeln maßgeblich von drei Faktoren geprägt. Zum einen mussten sich diejenigen, die dem Fischfang nicht berufsmäßig nachgingen, damals schon gegen rückschrittliche Ansichten zum Wert des Angelns zur Wehr setzen. Zum anderen war es der Wunsch nach einem stärkeren Organisationsgrad, der der Gründung von Angelvereinen förderlich war. Und schließlich gab es Bemühungen, das Angeln den arbeitenden Menschen zugänglich zu machen.

Bis sich der Fischereiverband Oberbayern in seiner heutigen, modernen und vielfältig wirksamen Form präsentieren konnte, musste aber noch viel passieren. Die Fischerei in Bayern und mit ihr der Fischereiverband Oberbayern haben eine gewaltige Entwicklung hinter sich gebracht.

In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Welt entscheidend verändert. Das Industriezeitalter hat den Menschen viele Möglichkeiten eröffnet. Sorgloser Umgang mit der Natur war aber oft der Preis für diese neue Freiheit, die vom Staat bewusst unterstützt wurde. Der Fischereiverband Oberbayern und sein Vorläufer, der Kreis-Fischerei-Verein für Oberbayern, dürfen für sich in Anspruch nehmen, diesen Zusammenhang sehr frühzeitig erkannt zu haben. „Die Vertretung der Interessen bei den Staatsbehörden“ war nämlich in Paragraph 2 der Satzungen ein erklärtes Vereinsziel.

In die Zeit dieses Aufbruchs fällt auch die Gründung einer weiteren Institution für Oberbayern, die sich offensichtlich so bewährte, dass sie bis heute Bestand hat. Die Allgemeine Fischerei-Zeitung berichtet in Ihrer Ausgabe vom 15. April 1906 über den Vorläufer des heutigen Fischereifachberaters.

Organisierte Fischerei

Aus den Aktivitäten wird deutlich, dass die organisierte Fischerei am Anfang des 20. Jahrhunderts begann, an Bedeutung zu gewinnen.

Ein Hauptziel der Fischwaid bestand früher in der Nahrungsbeschaffung. Das war auch in den ersten Jahren nach dem Krieg noch so, als sich die Menschen mit der „Hungerpeitsche“ ans Wasser stellten. Der Naturschutzgedanke, im Dritten Reich erst geboren worden, trat kaum auf den Plan – bereits wieder in den Hintergrund. In den Wirtschaftswunderjahren war Raubbau an der Natur in den Augen der ausgezehrten Bevölkerung eine lässliche Sünde. Nach dem Zusammenbruch wurden Bäche, Flüsse und Seen rücksichtslos abgefischt.

Der allgemeine Aufschwung nach dem II. Weltkrieg erfasste auch die oberbayerische Fischerei. Bei der 50-Jahr-Feier am 18. September 1955 in Kochel am See standen Oberbayerns Fischer bereits wieder mit einer Mitgliederzahl von 4066 an der Spitze von sieben bayerischen Bezirksverbänden. Eine Entwicklung, die sich fortsetzte.

Die Zeit des Wiederaufbaus war auch für den Verband mit viel Arbeit verbunden. Vordringlichste Aufgabe war die Wiederbesetzung der vollkommen geplünderten Gewässer.

Naturschutz ist fester Bestandteil

Mit dem allgemeinen Wohlstand erlebte auch die Angelfischerei einen ungeahnten Boom. Die Zahl der Angler nahm stetig zu. Auch die Zahl der Vereine. Der steigende Mitgliederstand des Fischereiverbandes Oberbayern bis zu seiner heutigen Zahl von über 35.000 Personen dokumentiert diese Entwicklung eindrucksvoll.

Mit der rasanten Steigerung der Mitglieder reifte auch verstärkt die Einsicht, dass die Gewässer nicht beliebig vermehrbar sind und deswegen in Oberbayern und anderswo ein schützenswertes Gut darstellen. Die Angler hatten in diesem Bewusstsein und lange vor anderen Naturschutzverbänden begonnen, die Öffentlichkeit für die Verhältnisse unter Wasser zu interessieren.

Der Naturschutz wurde zum festen Bestandteil ihres Engagements.

(Auszug aus der 100-Jahr-Chronik des Verbandes)