Da es in vergangenen Sommern immer wieder zu extremen Trockenphasen gekommen ist, bei denen Helfer für die Bergung von Fischen benötigt wurden, erstellt der FVO derzeit ein Hilferegister. Ziel ist, Vereine und Engagierte zu finden und zu vernetzen, die bei Einsätzen mithelfen möchten. 

Wir haben mit Dr. Manfred Holzner über den Klimawandel und das Thema gesprochen. Er ist Fachmann für Gewässerökologie und Fischbiologie und vertritt den Verein für Fischerei und Gewässerpflege im Hauptausschuss.

Herr Dr. Holzner: Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Fische und unsere Gewässer vor Ort aus?

Verändertes Niederschlagsgeschehen, hohe Verdunstung und hohe Wassertemperaturen in Kombination, stressen unsere Gewässer und Fischfauna. Verstärkt wird dies oft durch Wasserentnahme für landwirtschaftliche Zwecke und einen steigenden Freizeitdruck. Größere Gewässer können meist länger entgegenhalten, kleinere erreichen hier schnell ihre Grenzen.

Es sind also vor allem die Fischbestände der kleinen Gewässer bedroht?

Da sich in diesen oft die Laich- und Jungfischrekrutierung für nächstgrößere Gewässereinheiten abspielt, dauert es selten lange, bis negative Entwicklungen auch in größeren Bächen und kleinen Flüssen ankommen. Ein Gewässer kann eigentlich gar nicht so klein sein, dass sich Schutz und Pflege nicht am Ende positiv auf ein ganzes Einzugsgebiet auswirken würden.

Wie findet man heraus, ob ein Pegelstand zu niedrig ist?

Für größere Gewässer gibt es oft Pegelmessstellen, zu finden unter www.hnd.bayern.de oder www.gkd.bayern.de. Für kleinere Bäche ist eine selbst organisierte Überwachung ratsam. Dazu können markante Gewässerabschnitte (kleine Abstürze oder Verrohrungen unter Wegen) genutzt werden. Es ist empfehlenswert, Vergleichsbilder von derselben Stelle aus zu machen und zu archivieren. Falls notwendig, kann auch eine kleine Hilfsmessstelle installiert werden.

Reichen die Pegelstände aus, um festzustellen wann man eingreifen sollte?

Eine umfassende Kenntnis des Fischbestandes ist essenziell, denn je nach Fischart sind unterschiedliche Wassertemperaturen oder Sauerstoffgehalte anzusetzen, ab denen reagiert werden muss. Es ist wichtig, die Abflussentwicklung und ihre biologischen Auswirkungen im Gewässer gut zu verstehen und vorherzusagen. Jegliche Fangaktion oder Fischbergung (v.a. mit elektrischem Strom) birgt hohe Risiken für die Fische, daher kann es in manchen Situationen ratsam sein, die Fische frühzeitig zu bergen, während es in anderen Situationen besser ist, darauf zu verzichten, insbesondere wenn alternative Maßnahmen eine Überlebenschance bis zum nächsten Regen bieten.

Welche alternativen Maßnahmen sind gemeint?

Fischereilich kann ein Vermeiden von zusätzlichen Störungen im Gewässer (Bsp. Betreten) bis hin zum Einstellen der Befischung sinnvoll sein. Bei Wasserknappheit kann man bestehende Restwasserbereiche vorsichtig miteinander verbinden, idealerweise früh morgens, um Störungen zu minimieren. Dies kann von Hand mit einem Rechen oder einer Schaufel erfolgen, wobei darauf geachtet werden sollte, keine starken Eintrübungen zu verursachen. Allerdings besteht die Gefahr, dass ein großer Teil des Fischbestands in wenigen Gumpen konzentriert wird, was Fischliebhaber aller Arten (geflügelt, zwei und vierbeinig) anlocken kann. Dann macht es Sinn bereits in diesem Stadion die Bestände schonend auszudünnen.

Wie genau dünnt man am besten aus?

Beispielsweise mit Kleinreusen oder Köderfischsenke: Beides fängt in den kühlen Nachtstunden (Reusen) bis zum frühen Morgen (Senknetze) in überfüllten Restgumpen sehr gut und die Fische können schonend in dauerhaft benetzte, benachbarte Gewässerstrecken umgesetzt werden. (Tipp: Bei ersten Versuchen mit Reusen erst kürzer exponieren, damit bei viel Fischanfall im Fanggerät keine vermeidbaren Verluste entstehen.)

Erst wenn diese erleichternden Maßnahmen alle ausgeschöpft sind und weiterhin keine Entspannung durch Regen in Aussicht steht, sollte mittels Elektrofischerei, wiederum am besten in den frühen Morgenstunden geborgen werden.

Welche Rahmenbedingungen sind dabei zu beachten?

Idealerweise liegen alle benötigten Unterlagen für den Antrag beim Verein vor und können schnell an die Kreisverwaltungsbehörde weitergeleitet werden. Zu den Unterlagen zählen: Gerätedaten (Zulassungsschein), Personaldaten des Elektrofischers, Kopie seines Bedienscheins und ein Versicherungsnachweis. Benötigt wird zudem eine Begründung in welcher der Anlass (Bsp. Fischbergung wegen Wassermangel), die geplante Gewässerstrecke und die geplante Weiterbehandlung der Fische (Bsp. Umsetzen in Gewässerabschnitt XY) angegeben wird. Für gebietsfremde Arten, die nicht umgesetzt werden können, ist eine Verwendung anzugeben (Bsp. Aale aus einem Salmonidengewässer werden einer sinnvollen Verwertung zugeführt). Es empfiehlt sich zur Abstimmung die Daten parallel an die Fischereifachberatung zu senden. In dringenden Fällen kann man die Behörden auch direkt im Anschluss kontaktieren.

Was sollte man bei einer Elektrobefischung selbst beachten?

Zum einen sollte man sich schon frühzeitig an die Jagd- und Fischereibehörde im genehmigenden Landratsamt wenden damit behördlich alles glatt geht. Zum anderen empfehle ich die Aktion in den kühleren Stunden des Tages (früher Morgen) durchzuführen, um Stress für die Fische zu minimieren. Die Fische sollten in Wasser aus ihrem ursprünglichen Gewässer umgesetzt werden, das mit kühlem Quellwasser der Region leicht abgekühlt und verbessert wurde. Die Hälterung und der Transport sollten unter Sauerstoff- oder Druckluftversorgung erfolgen. Die Befischung selbst muss schonend erfolgen, mit einer schonenden Einstellung des Elektrogeräts und kurzen Expositionszeiten.

Nach dem Fang können die Fische in nahegelegene, dauerhaft wasserführende Gewässer umgesetzt werden, die tiefer und geschützter sind sowie ausreichend Bewegungsfreiheit bieten. Ideal wäre es, sie in den Unterlauf ihres Heimatgewässers oder in das Gewässer umzusiedeln, das in ihr Heimatgewässer mündet, um eine Rückkehr zu ermöglichen, wenn sich die Bedingungen verbessern.

Vielen Dank Herr Dr. Holzner für das Interview