Über 80 Frauennerflinge haben als Elterntiere in der Amper bei Fürstenfeldbruck ein neues zu Hause gefunden. Dieser Fisch ist in Bayern so selten, dass er als bedroht gilt und ganzjährig geschont ist. Die Tiere wurden zudem markiert, um Rückschlüsse über ihre Lebensweise im Fluss zu gewinnen.
Gemeinsame Aktion für den Arten- und Gewässerschutz in der Amper: Auf Initiative des Bezirksfischereivereins Fürstenfeldbruck, den Stadtwerken Fürstenfeldbruck und dem Fischereiverband Oberbayern sind über 80 Exemplare der bestandsbedrohten Fischart Frauennerfling besetzt worden.
Die Frauennerflinge, die bis zu 60 cm Größe erreichen können, sind zum Zeitpunkt der Aktion etwa 35 cm groß und bereit selbst Nachwuchs zu bekommen. Ihre Elterntiere wurden vor vier Jahren aus der Amper entnommen und vermehrt. „Dass Besatzfische und Elterntiere aus ökologisch möglichst nahestehenden Beständen stammen, ist ein wichtiges Kriterium bei allen Zucht- und Besatzmaßnahmen im Rahmen des Artenhilfsprogramms“, so Udo Steinhörster vom Fischereiverband Oberbayern, denn dadurch sei sichergestellt, dass die Tiere auch genetisch bestmöglich an das Gewässer angepasst sind und keine Vermischung mit anderen genetischen Linien stattfindet.
„Wir freuen uns, mit diesem Aussatz den Bestand des heimischen Frauennerflings ein wenig zu sichern. Denn dieser Fisch ist in Bayern so selten geworden, dass er als bedroht gilt und ganzjährig geschont werden muss“, erläutert Michael Heimrath, zweiter Vorsitzender des Bezirksfischereivereins Fürstenfeldbruck die Situation. Jan Hoppenstedt, Geschäftsführer der Stadtwerke Fürstenfeldbruck fügt hinzu: „Als lokaler Versorger unterstützen wir verschiedene gesellschaftliche Projekte, um die hohe Lebensqualität in der Region zu erhalten. Dazu gehört ebenso unser Engagement in den Klimaschutz sowie in Fauna-und-Flora-Projekten, wie dieses.“
Fische zu Forschungszwecken markiert
Die Fische wurden zudem zuvor mit kleinen Punkten aus Lebensmittelfarbe markiert, um sie bei künftigen Bestandsaufnahmen und anderen Untersuchungen eindeutig wiedererkennen zu können: „Wie weit schafft es dieser Fisch zum Beispiel in der Amper zu wandern, gibt es Stellen, an denen er sich besonders gut fortpflanzen kann, wo kann er sich gut verstecken?, zu all diesen Themen möchte auch Thomas Schiffler, erster Vorsitzender des Bezirksfischereivereins Fürstenfeldbruck gerne mehr herausfinden.
Seit über 10 Jahren nimmt sein Verein am Artenhilfsprogramm des Fischereiverbands Oberbayern teil und engagiert sich auch gemeinsam mit den Stadtwerken Fürstenfeldbruck für den Gewässer- und Artenschutz. Dazu zählten z.B. der Besatz bedrohter Fischarten, die Verbesserung der Gewässerstrukturen und die Schaffung von Laichplätzen.
Zum Frauennerfling:
Der Frauennerfling, Rutilus pigus virgo (Heckel 1852), auch bekannt als „Frauenfisch“, ist ein Süßwasserfisch aus der Familie der Karpfenfische (Cyprinidae). Er kommt vor allem in großen Flüssen im oberen und mittleren Donaugebiet vor, bevorzugt eine bodenorientierte Lebensweise und hält sich gerne in großer Tiefe auf, obwohl er ein guter Schwimmer ist. Zu seinem Nahrungsspektrum zählen vor allem Kleinsttiere, bzw. Bodenorganismen.
Während der Laichzeit (etwa im April und Mai) suchen Frauennerflinge Flachwasserbereiche auf, wo das Weibchen bis zu 60.000 klebrige Eier abgibt, die an Pflanzen oder Steinen haften. Auch die Jungfische halten sich anschließend in den geschützten Bereichen von flachen Buchten und Altwässern auf. Die Geschlechtsreife tritt im Alter von 2 bis 3 Jahren ein.
Der Name des Frauennerfling leitet sich von der Orfe ab, früher auch genannt Örfling oder Nörfling/Nörffling. Die nähere Bezeichnung „Frauen“ dürfte ein Hinweis auf die Laichzeit im Marienmonat Mai sein. Vor allem zur Laichzeit im Mai wird der Frauennerfling sichtbar, wenn er die Flachen Gewässerzonen zum Ablaichen aufsucht.
Aufgrund der Verschmutzung und des Gewässerverbaus in den vergangenen Jahrzehnten ist der Frauennerfling jedoch äußerst selten geworden. Er ist in Bayern ganzjährig geschützt und darf nicht befischt werden.
Zum Artenhilfsprogramm des Fischereiverbands Oberbayern:
Äschen für die Isar, Huchen für die Loisach, Nasen für die Isen bis hin zu Elritzen für die Mangfall: Am Artenhilfsprogramm des Fischereiverbands Oberbayern beteiligen sich rund 60 Vereine – etwa 350.000 Fische bedrohter Arten wurden im ersten Jahr nachgezüchtet und besetzt. Ziel ist die Wiederansiedlung von ökologisch bedeutenden Fischarten in Oberbayern. Dies gilt insbesondere auch für diejenigen Arten, die bedroht sind, aber wirtschaftlich und für den Verzehr, also damit die Angelfischerei, weniger attraktiv sind, so Maximilian Voit, Präsident des Fischereiverbands Oberbayern e.V.