In Oberbayern ist ein neues und bedeutendes Artenschutzprojekt zur Förderung der vom Aussterben bedrohten Bachmuschel (Unio crassus) gestartet. Ziel der Maßnahmen, die bis mindestens 2030 laufen, ist die Wiederansiedlung und Bestandsstützung dieser heimischen Süßwassermuschel in ausgewählten Gewässern der Landkreise Rosenheim und Ebersberg.
Durch halbnatürliche Nachzuchtmethoden und die gezielte Infektion von Wirtsfischen sollen die Populationen der Bachmuschel in den Flüssen Murn, Attel, Rott und Kaltenbach revitalisiert werden. Nachdem deren Eier befruchtet wurden, entlässt die Bachmuschel ihre Larven, die sogenannten Glochidien, ins Wasser. Diese sind nur kurz lebensfähig und müssen sich innerhalb von 1-2 Tagen an die Kiemen eines Wirtsfisches anhängen. Erst dort können sie sich weiterentwickeln und die Umwandlung zur Jungmuschel beginnt. Nach einigen Wochen fallen die nur ~0,3 mm großen Jungmuscheln dann von den Kiemen.

Bereits bei ersten Kartierungen in den Zielgewässern wurden positive Ergebnisse erzielt: Es konnten kleine Bestände von Bachmuscheln gefunden werden, die für die Nachzucht verwendet werden können. Dieser Erfolg ist ein vielversprechender Schritt auf dem Weg zur Wiederansiedlung und Stärkung der Bachmuschelpopulation.
Eine zentrale Rolle spielen dabei die engagierten Fischereivereine: Der Kreisfischereiverein Ebersberg e.V., der Kreisfischereiverein Wasserburg e.V., der Kreisfischereiverein Rosenheim e.V., der Anglerbund Rosenheim, der Verein Die Blinker e.V., Fischereirechtsinhaber Josef Noder sowie die Fischereigenossenschaft Rottbach. Diese Allianz an engagierten Mitwirkenden bringt nicht nur ihre lokale Expertise ein, sondern engagiert sich auch ehrenamtlich bei wichtigen Aufgaben wie Elektrobefischungen und der Auswahl geeigneter Gewässerabschnitte für die Besatzmaßnahmen.
Das Projekt wird von der Fachberatung für Fischerei Oberbayern koordiniert, die auch die wissenschaftliche Begleitung sicherstellt. Gemeinsam mit dem Fischereiverband Oberbayern übernimmt sie Beantragung und Verwaltung der Fördermittel aus dem AHP-Sonderprogramm der Fischereiabgabe. Diese Zusammenarbeit zwischen den Fischereivereinen, der Fachberatung, dem Fischereiverband, den beauftragten Fachbüros und weiteren Partnern aus Naturschutz, Landespflege und Wasserwirtschaft ist essenziell, um die Bachmuschel langfristig in der Region zu schützen und ihren Lebensraum nachhaltig zu erhalten.