Der Lebensraum vieler Kleinstlebewesen des Lechs, wie Bachflohkrebse, Steinklammerer, Köcherfliegenlarven, etc. ist gefährdet. Seit einigen Jahren wird der Leitspruch „Rettet die Bienen“ in den Medien häufig genutzt und dient als Diskussionsgrundlage für alles was schlecht läuft für die heimische Insektenwelt.
Doch viele Menschen wissen nicht, dass zahlreiche Insekten von der Kindheitsstube bis fast zum letzten Stadium ihres Lebens im Wasser verbringen. So leben auch im Lech Insekten im Lückensystem der Steine bzw. des Kieses im Wasser. Sie schlafen, jagen, fressen und verstecken sich in diesem Ökosystem, teilweise bis zu drei Jahre lang.
Bevor eine Verbauung unserer Flusssysteme durch Wasserkraftanlagen stattfand, kam jährlich nach der Schneeschmelze das Hochwasser mit frischem Geschiebe (Steine, Kies) aus den Alpen den Lech bis zur Donau hinunter. Dieses Geschiebe kreierte jedes Jahr aufs Neue, jenes begehrte Ökosystem als Lebensraum für Kleinstlebewesen und Fische.
Aufgrund der Querverbauungen überwinden nun lediglich Staub, Sand und Schlamm die künstlich gebildeten Staubereiche oberhalb der Wehre. Dieses Feinsediment verstopft im wahrsten Sinne die Lebensadern und Kinderstuben der Insekten und kleinen Fische und bringt es annähernd zum Infarkt. Das Lückensystem des Flusskieses wird dadurch fest verschlossen und hält für die dortigen Kleinstlebewesen kaum mehr Möglichkeiten zum Überleben bereit.
Um auf dieses wichtige Thema des Insektensterbens unter Wasser aufmerksam zu machen war der KFV Schongau mit den ersten und zweiten Klassen der Grundschule Denklingen vor Ort am Lech in Epfach.
Die Grundschüler begutachteten den jährlich vom KFV Schongau mittels Pfluges aufgelockerten Lech-Kiesboden und die dort lebenden Kleinstlebewesen. Die Kinder konnten einige Köcherfliegenlarven, Bachflohkrebse, Libellenlarven und Steinklammerer einfangen und mit Hilfe einer Becherlupe inspizieren.
Anschließend wurden gemeinsam aus Steinen, Stroh, Blättern, Stöcken und einem ausrangierten Abfallkorb mehrere Unterwasser-Insektenhotels konstruiert. Diese Insektenhotels bieten den Tieren ein sichereres Zuhause und eine Kinderstube für das erste Entwicklungsstadium.
Natürlich sind solche Insektenhotels nicht die Antwort auf das defekte Kiessystem des Flusses, jedoch ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung und Erhalt der Artenvielfalt an unserem Lech. Die Exkursion soll den Schülern bewusstmachen, dass ein Ökosystem unterhalb der Wasseroberfläche genauso Pflege und Schutz benötigt wie das Ökosystem oberhalb der Wasseroberfläche.
Naturschutz benötigt eine ganzheitliche Betrachtung um das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: Ein aktiver Natur- und Artenschutz über die Grenzen der einzelnen Verbände hinaus.
Aufgrund der durchwegs positiven Resonanz soll die Veranstaltung des KFV Schongau einen jährlichen Platz im Kalender der Grundschule Denklingen bekommen.
Benjamin Haugg und Michael Lossek, KFV Schongau e.V.